DAS BUCH VOM MENSCHEN


EINFÜHRUNG

 

Vom Menschen aus mußt du zu „Gott” gelangen, sonst bleibt dir „Gott” in Ewigkeil – ein Fremder! –”

So schrieb ich einst im „Buch der Königlichen Kunst”.

Ich weiß kein besseres Wort um heute dieses „Buch vom Menschen” zu beginnen…

Mit dem „Buch vom lebendigen Gott” und dem „Buch vom Jenseits” soll das „Buch vom Menschen” eineTrilogie gestalten, denn obwohl jedes einzelne dieser drei Bücher in sich abgeschlossen ist und ein für sich bestehendes Ganzes bildet, stehen sie doch alle auch in einem inneren Zusammenhang miteinander, und es werden sich viele Stellen finden, die einander erläutern.

Solche gegenseitige Erläuterung aber wird die Einwirkung der Worte auf die Seele nur vertiefen können.

 
The book on man

 

 

Möge daher auch das „Buch vom Menschen” in die Hände derer gelangen, die jene anderen beiden Bücher bereits kennen!

Möge es die Herzen finden, die seiner bedürfen: die Seelen, die seinen Inhalt aufzunehmen willens sind!

Obwohl ich um die Menge der Mißdeutungsmöglichkeiten weiß, die solche Worte leider finden können, sehe ich mich doch veranlaßt, ausdrücklich auszusprechen, daß auch dieses Buch geschrieben wurde, als Erfüllung übernommener Verpflichtung, durchaus in Übereinstimmung mit den „Ältesten” der geistigen Gemeinschaft der ich zugehöre und der ich alles danke was ich zu geben habe.

Die Lehre die hier vermittelt wird, ist Jahrtausende altes Erbgut derer, denen seit der Urzeit dieser Erdenmenschheit die heilige Flamme zur steten Hütung anvertraut ist, deren Licht aus dem innersten „Urlicht” hervorgeht.

Wir geben nur weiter, was wir selbst empfangen haben, damit es durch uns die mit und nach uns Lebenden erreiche.

Wir erheben nicht etwa den Anspruch, Urheber dieser Lehre zu sein.

Auch handelt es sich weniger um eine „Lehre”, als vielmehr um Mitteilung praktischer Erfahrung in der lebendigen Welt des substantiellen ewigen Geistes, der jede Menschenseele auf diesem Planeten entstammt…

So wird denn auch dieses Buch, das vom „Menschen” handelt, in die Welt des reinen substantiellen Geistes führen. –

Noch mag das vielen wie ein Widerspruch erscheinen, da sie noch nicht erkannten, daß der wirkliche Mensch nicht anders eine „Frucht der Liebe” aus Männlichem und Weiblichem im substantiellen reinen Geiste ist, als wie sein Erdentierkörper aus leiblicher erotischer Vereinung von Mann und Weib auf Erden hervorging…

Wer aber den Menschen sichten, und somit sich selbst erkennen lernen will, der muß in die Heimat des Menschen gehen, – muß sein Suchen auf jene Wege lenken, auf denen die Höhenregion zu erklimmen ist, aus der des wirklichen Menschen ewiger Organismus stammt, niemals irdischen Sinnen faßbar, und auch dem erdenhaften Verstände nur erkennbar in den Auswirkungen geistig geschaffener Impulse.

Solange wir uns nur mit der menschlichen Erscheinungsform auf dieser Erde beschäftigen, stehen wir lediglich einem disharmonisch gearteten Tiere gegenüber, – disharmonisch, weil es sich nicht allein als Tier zu erleben sucht, sondern offenbar auch noch aus anderen Kräften, die nicht zu den Kräften des Tieres gehören, Erlebensanregung empfängt, – disharmonisch, weil es durch diese tierfremden Kräfte geradezu daran gehindert wird, sein Dasein, unbeschwert mit Schuldbelastung, in tierischem Behagen auszukosten. –

Es muß daher vor allem der Irrtum erkannt und überwunden werden, als sei der Mensch nur die Erscheinungsform, die wir auf dieser Erde mit dem Namen: „Mensch” belegen. – –

Man kann es keinem Menschen auf der Erde verargen, – keinem, der „die Menschen kennt”, wenn er für die hohen Worte, die den Menschen „das Ebenbild der Gottheit” nennen, nur ein ironisches Lächeln übrig hat, solange der Begriff den er mit dem Worte „Mensch” verbindet, nur den Erdenmenschen meint…

Wahrlich: das Wort vom „Gottesebenbild” wäre lächerlichste Torheit, hätte jener der es erstmals aussprach, nur an den „Menschen” der Erde gedacht! –

Dieses Wort konnte nur geprägt werden von einem Narren, – oder aber – von einem wirklichen Weisen dem sich die Erkenntnis vom allumfassenden Wesen des Menschen erschlossen hatte. – – –

Was der Begriff „Mensch” umspannen muß, soll er wirklich den Menschen und nicht nur eine seiner zahllosen Erscheinungsformen im geistigen wie im physisch-sinnlich wahrnehmbaren Kosmos in sich beschließen, das wird dieses „Buch vom Menschen” dir sagen.

Ich glaube, du wirst das Wort des Weisen nicht mehr belächeln, wenn du in dir erkannt hast, was ich dir zu sagen habe…

Du wirst dann verstehen, was der altgeheiligte Satz besagen will: „Zum Bilde Gottes schufen ihn die Elohim.” – –

Du wirst dann den „Urmenschen” gewiß nicht mehr auf diesem Planeten suchen, – wirst erkennen, daß das, was du bisher so nanntest, richtiger als ein Tier der Urzeit zu benennen ist, aus dem sich das feinere Tier entwickelt hat, das heute dem Menschen nun als Träger und Werkzeug dient, damit er sich in der physischen Welt zu erleben vermag. –

Du wirst auch nicht mehr „am Menschen verzweifeln”, denn alles was dir bis jetzt an dem Wesen, das man auf Erden den „Menschen” nennt, „verächtlich”, „klein” und „erbärmlich” erschien, wird dir verstehbar werden als naturnotwendige, weil tiergemäße Auswirkung des Erdentieres, das allhier der wirkliche „Mensch” als Mittel zur Selbstdarstellung zu benutzen strebt, – das ihm aber oftmals stärkeren Widerstand entgegensetzt, als er im Reiche der physischen Welt zu überwinden vermag.

Anderes wirst du verstehen lernen als unvermeidliche „Reibungserscheinung” beim Aufeinanderwirken so verschiedener Kräfte.

Du wirst aber auch niemals mehr von einem „Himmel auf Erden” träumen, weil du erkannt haben wirst, daß nicht einmal das Tier, das dem Menschen dienstbar werden soll in dieser materiellen Welt, hier seinen „Himmel” finden könnte, – daß aber der wirkliche „Mensch” längst seinen Himmel hatte, bevor er sich selber in das Reich der physischen Gestaltung stürzte, allwo ihm das „Menschtier” seine Kräfte darleihen muß, soll er wieder zurück in diesen Himmel finden…

Wohl dir, wenn du am Ende dieser Abhandlungen, die ich dir nun übergebe, zur eigenen, inneren Ein-Sicht kommst, daß auch du ein Mensch aus der ewigen Heimat des Menschen bist, und nicht nur das höhere Tier, dem du dich so eng verflochten findest, daß du es bisher vielleicht kaum als etwas dir Fremdes und Entgegenwirkendes erkanntest! – –

Wohl dir, wenn du alsdann dich aufreckst mit aller Kraft, und fortan nur nach deinem Höchsten greifst, – denn allzulange schon warst du verwühlt in deine schlammigten Niederungen, – allzuoft schon griffen deine Hände ins Ungewisse morastiger Abgründe ohne dort finden zu können was sie ertastbar glaubten! – – 

Ich will dich voll Vertrauen zu dir selber sehen!

Du wirst dich selbst nicht mehr verachten können, sobald du – auch nur ahnend – erfühlst, daß nichts an dir verächtlich ist, als das, was du selbst dir verächtlich machst durch irrige 
Deutung!– – –

Von diesem Tag an wirst du dich nicht mehr gemein machen dem Gemeinen! –

Von diesem Tage an wirst du nicht mehr nach deinem Niederen trachten! –

Zu einem „Empörer” wirst du werden, der sich empor und heraus reißt aus dem klebrigen Lehm der ausgefahrenen Alltags-Straßen!

Freien Schrittes wirst du den Felsenpfad ersteigen, der dich in dir zu deinen Gipfelfirnen führt!

Dort wirst du dir selber dann begegnen, als „Mensch” in der Heimat des Menschen. – – –